Am Anfang meiner Zucht habe ich mich geweigert über die Lebensdauer von Streifenhamstern eine verbindliche Aussage zu machen und weitergegeben, was ich in der wenigen vorhandenen Literatur gefunden habe.
Nach 7 Jahren Zucht kann ich nun allerdings meine Erfahrungswerte weitergeben, da eine ganz klare Tendenz erkennbar ist. Erstaunlich ist dabei vor allem die Feststellung, dass es offensichtlich einen markanten Unterschied zwischen den Geschlechtern gibt. Hier nun der Durschschnitt auf der Grundlage von 72 Tieren.
Weibchen: 2-3 Jahre
Männchen: 3-4 Jahre
Es gibt etwa 10 % Außreisser, die darunter oder darüber liegen. Der genaue Durchschnitt liegt bei den Weibchen bei 2,5 Jahren, bei den Männchen bei etwa 3,7 / 3,8 Jahren.
Warum ist das so? Ich kann vermuten, dass es unter anderem an dem Hormonhaushalt liegt, der bei den Weibchen viel schneller etwas durcheinander bringt und auch das Immunsystem schwächt. Nach Rücksprache mit meiner Tierärztin hat sich auch noch ein anderer Gedankengang verfestigt, der mehr als logisch scheint und auch die bisherigen Erfahrungen des Ablebens der Tiere untermalt:
Streifenhamster zeigen sich weiterhin sehr robust und gesund und sind eher selten Gast in einer Tierarztpaxis im Vergleich zu anderen Hamsterarten. Zusätzlich sind sie aber auch die instinktivste und ursprünglichste Art ihrer Unterfamilie. Das bedeutet, dass sie noch mehr darauf bedacht sind, jegliche Anzeichen von Schwäche zu verbergen, die sie in der Natur zur leichten Beute machen würden. Bedeutet für uns als Halter, dass es wirklich extrem schwer ist, Anzeichen von vorliegenden Erkrankungen zu erkennen und wenn, ist es oft bereits schon zu spät. Wenn man nun bedenkt, dass Weibchen oft auch an Gebärmutterentzündungen erkranken (welche man äußerlich oft nur erkennt, wenn eine offene Entzündung vorliegt) oder auch an Eierstockzysten, Gebärmuttertumore u.Ä., erkennt man, dass die weiblichen Geschlechtsorgane im Grunde schon mehr "Angriffsfläche" für etwaige Erkrankungen bieten, die wir aber vermutlich oft nicht mitbekommen.
Wenn sich bisherige Halter bei mir rückgemeldet haben, weil ein ehemaliger Schützling verstorben ist, zeichnet sich meistens immer das gleiche Bild. Fit bis zu den letzten Tagen, dann 1-2 Tage eine Verhaltensauffälligkeit, oft in Form von Abwesenheit oder der Nichtabholung des Frischfutters (hier ein Hinweis darauf, welche Wichtigkeit die Gabe von Frischfutter außerdem hat) und dann nach Absuchen des Geheges ein Tier welches offensichtlich friedlich in seinem Nest eingeschlafen ist. An diesem Punkt gehen wir meistens davon aus, dass die Lebensdauer einfach abgelaufen ist. Nur eine Autopsie bei einem wirklich an Kleinnagern interessierten Pathologen könnte weiteres Licht ins Dunkel bringen. Dafür müsste man allerdings eine ganze Reihe an Tieren obduzieren lassen. Dies gestaltet sich schwierig, denn das Tier müsste innerhalb weniger Tage im entsprechenden Labor vorliegen. Meist ist das Tier am Fundzeitpunkt ja aber schon 1, vielleicht sogar 2 oder 3 Tage verstorben (je nachdem ob man ein zutrauliches Tier oder ein Phantom hat und wie schnell man eine Verhaltensauffälligkeit bemerkt hat) und muss dann noch quer durch Deutschland zu einem entsprechenden Spezialisten verschickt werden, bevor der Verwesungsprozess einsetzt. Darüber hinaus möchten die meisten Liebhaber ihr Tier aus emotionalen Gründen lieber beerdigen, anstatt den Körper aus der Hand zu geben.
Die Erfahrung bei meinen eigenen Tieren hat aber gezeigt: 7 von 10 Streifenhamsterweibchen sterben an Veränderungen der Gebärmutter (GBE / Gebärmuttertumore). Somit bewegen wir uns inzwischen nicht mehr nur im Bereich von Vermutungen, sondern wissen ziemlich sicher, dass dies der Grund ist, warum 70 % aller Streifenhamsterweibchen deutlich früher sterben als Männchen. Ich lege daher allen Adoptanten nahe, ihre Streifenhamsterweibchen ab dem ersten vollendeten Lebensjahr kastrieren zu lassen.
Wichtig war mir an dieser Stelle erst einmal, euch als Liebhabern einen Einblick in meine Erfahrungen zu geben und das auch für eure Entscheidung zu beachten, welches Geschlecht ihr aufnehmen wollt.
An dieser Stelle möchte ich auch noch einmal anmerken, wie wichtig es für einen Züchter ist, dass ihr ihn über alle Krankheiten und Todesfälle umgehend informiert. Das ist Bestandteil des Schutzvertrags, wird aber trotzdem oft vergessen, wenn der Kontakt bis dahin nicht besonders gut zu mir gehalten wurde. Bitte lasst mich nicht alle halbe Jahre nachbohren, wie es meinen Schützlingen geht, sondern meldet euch von selbst ab und zu mal ;) Danke.